Information zur Trauerbegleitung
Trauerbegleitung unterstützt Menschen bei der Bewältigung erlittener oder zu erwartender Verlusterfahrungen. Trauerbegleitung unterstützt Menschen in ihrem Prozess der Trauer durch Dasein, Mitschweigen, Zuhören sowie unterschiedliche Angebote und Methoden.
Trauer gehört wie das Sterben zum Leben – dies macht dem Umgang damit allerdings nicht leichter. Die Lyrikerin Masha Kaleko hat einen für die hospizliche Haltung zentralen Gedanken so formuliert: „Den eigenen Tod, den stirbt man nur. Doch mit dem Tod der anderen muss man leben“. Treffender kann man nicht ausdrücken, warum uns die Begleitung und Beratung Trauernder am Herzen liegt und für die Hospizbewegung zu einer ihrer wichtigen Aufgaben zählt. Niemand kann einem anderen seine Trauer abnehmen. Was Unterstützung durch die hospizlichen Angebote aber bieten kann, ist Begleitung, Gemeinschaft, Zeit, Raum und Erlaubnis, in Ihrer Trauer genau das zu tun, was Ihnen nach Ihrem eigenen Gefühl am besten tun wird.
Die hospizliche Trauerbegleitung schafft unterschiedliche Angebote wie z.B.
- unverbindliche, kostenfreie Beratung
- regelmäßige Einzelgespräche mit ehrenamtlichen Trauerbegleitern
- geleitete Trauergruppe
- offenes Trauercafé
- gemeinsame Aktivitäten mit anderen Betroffenen z.B. Spaziergänge:
- spezielle Angebote für trauernde Kinder und Jugendliche:
Trauerangebote in ihrer Nähe finden Sie auf unserer Landkarte.
Die Begleitung von Trauernden wird bisher nicht von staatlicher Seite unterstützt. Daher tragen die Anbieter von Begleitungsangebote die Kosten selbst. Für Betroffene sind die Angebote in der Regel kostenfrei. Gegebenenfalls wird ein geringer Unkostenbeitrag erhoben oder um eine kleine Spende gebeten.
TRAUERBEGLEITUNG FÜR ERWACHSENE, JUGENDLICHE UND KINDER
Erwachsene
Trauernde Menschen sind verunsichert und auf der Suche nach ihrem eigenen Weg durch die schwere Lebenszeit. Viele erleben Tipps und Ratschläge aus dem Umfeld als wenig hilfreich. Ein Gespräch, eine Trauerberatung kann Hinterbliebene stärken und informieren. In einem solchen Gespräch mit ausgebildeten Trauerbegleiter*innen gibt es die Möglichkeit, die eigenen Erlebnisse zu besprechen und gemeinsam zu überlegen, welche weitere Unterstützung vielleicht hilfreich sein kann.
So unterschiedlich Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Bedürfnisse in der Trauer. Manchmal, besonders wenn der Verlust eines nahen Menschen noch frisch ist, können sich Einzelgespräche mit ausgebildeten Trauerbegleiter*innen entlastend und hilfreich auswirken. Diese individuellen, zeitlich begrenzten Einzelgespräche können dabei unterstützen, mit dem Verlust leben zu lernen und einen ganz persönlichen Weg zu finden.
Diese Einzelbegleitung bietet die Möglichkeit:
- Sprachlosigkeit zu überwinden,
- über den Krankheits- und Sterbeprozess zu sprechen,
- über Gefühle zu reden,
- heilsame Formen des Erinnerns zu finden,
- die Wirklichkeit des Verlustes zu begreifen,
- neue Lebensperspektiven zu entwickeln.
Der Besuch einer Trauergruppe bietet sich an, wenn Trauernde an den Punkt gelangen, die Einsamkeit verlassen zu wollen und Gemeinschaft suchen. Trauergruppen bestehen in der Regel aus einer festen Teilnehmerzahl. Die Treffen finden regelmäßig statt und sind über mehrere Monate angelegt, sodass ein besonders vertrauter Rahmen entsteht. Innerhalb einer Gruppe wird sichtbar, dass man nicht alleine ist auf der Suche nach dem Weg in einen neuen Alltag. Trauernde wissen um den Abschiedsschmerz, sie wissen um die Probleme, die den Alltag schwer machen. Das in anderen Menschen zu erkennen, macht Trauernde ein klein wenig „verwandt“ miteinander. Es kann helfen, aus der Isolation zu gelangen.
Häufig geht es in den Gruppen um Themen wie:
- Trauere ich „richtig“ – bin ich „normal“?
- Zeige ich anderen meine Trauer? Will und darf ich dies?
- Wie gehe ich mit den Reaktionen der Mitmenschen (Familie, Freunde, Kolleg*innen) auf meine Trauer um?
- Was gibt mir Trost?
Zunehmend gibt es auf bestimmte Zielgruppen spezialisierte Trauergruppen, z.B. für Kinder, Jugendliche, Eltern die ein Kind verloren haben oder für Menschen, die jemanden durch Selbsttötung verloren haben.
Gemeinsame Gespräche, gemeinsames Weinen, gemeinsames Lachen – neue Kontakte.
Trauercafés bieten einen offeneren Rahmen als Trauergruppen. Es gibt keine feste Gruppe, die sich regelmäßig trifft, – jeder ist jederzeit willkommen. Es kann über die Trauer gesprochen werden, aber auch über viele andere Themen. Ziel ist es, außerhalb der eigenen vier Wände ungezwungen in Kontakt mit anderen Menschen in einer ähnlichen Situation zu kommen.
Jugendliche
Trauernde Jugendliche stecken oft in einer besonders schwierigen Situation.
In ihrem Alter entdecken sie das Leben, kosten es in vollen Zügen aus und spüren es intensiv. Ein Todesfall kann dies auf fundamentale Art erschüttern. Eine Zerrissenheit zwischen dem Gefühl, todtraurig zu sein und dem Wunsch, Spaß zu haben und das Leben zu genießen, entsteht. Als Reaktion auf diese Zerrissenheit legen Jugendliche dann vielfach Verhaltensweisen an den Tag, die völlig unpassend wirken. Dies kann laut sein, intensiv, impulsiv und die Grenzen auslotend, dann aber wieder so, als wäre nichts gewesen. Ihre Begleitung braucht Fingerspitzengefühl. Ein Trauerbegleitung kann, wenn dies gewünscht ist unterstützen.
In der Trauerbegleitung steht die Jugendliche mit ihren Bedürfnissen und Anliegen im Mittelpunkt. Innerhalb einer Familie ist jeder vom Verlust emotional berührt und mit seiner eigenen Trauer beschäftigt. Aus diesem Grund kann es entlastend sein, mit Menschen außerhalb der Familie über die Situation zu sprechen. Die Trauerbegleiter*innen nehmen die Bedürfnisse wahr, versuchen sich einzufühlen und auf die Bedürfnisse einzugehen. Neben Gesprächen kann auch im gemeinsamen alltäglichen Tun die Trauerbegleitung stattfinden
In den Gruppen werden den Jugendlichen unterschiedliche Formen der kreativen Auseinandersetzung mit ihrer Trauer zur Verfügung gestellt. Viele Jugendliche haben das Gefühl, ihre Eltern könnten es nicht aushalten, mit ihnen über ihre Trauer zu reden oder wollen sie nicht noch zusätzlich belasten. In der Gruppe können sie sich öffnen, weil sie wissen, dass sie die Trauerbegleiter*innen mit ihren Anliegen belasten dürfen. Viele Zwölf- bis 18-Jährige wollen aber auch gar nicht unbedingt reden. Sie drücken ihre Trauer zum Beispiel in Collagen aus. Andere beschäftigen sich mit Musik und übersetzen beispielsweise Songtexte, die ihnen etwas bedeuten. Letztendlich möchten die Begleiter*innen die Jugendlichen sensibilisieren, ihren eigenen Weg des Trauerns zu finden.
Gerade für Jugendliche gibt es inzwischen auch digitale Angebote der Trauerbegleitung per Mail, Chat oder in digitalen Videokonferenzen. Diese Medien sind ihnen vertraut und die Hemmschwelle ist oft geringer, sodass die Angebote leichter angenommen werden.
Es gibt inzwischen viele Angebote – hier eine kleine Auswahl:
www.youngwings.de
Kinder
Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie drücken ihre Trauer nicht immer mit Worten und Weinen aus, sondern oft zeigt sich ihre Trauer im Spiel, beim Malen, Schreien und Toben. Sie können innerhalb einer Minute himmelhochjauchzend sein, und sind dann wieder zu Tode betrübt. Sie brauchen in einer solchen Situation – abgesehen von wenigen Ausnahmen- zwar keine Therapie, aber behutsame Begleitung. Gemeinsam mit den betroffenen Kindern und der Familie kann in ersten Gesprächen geschaut werden, welche Angebot es in der Region gibt und welches vielleicht passend ist.
Jedes Kind geht unterschiedlich mit Verlusten um und hat altersspezifische Bewältigungsstrategien. In Einzelkontakten kommen die Kinder über das Spiel und/oder Gespräche in Kontakt mit ausgebildeten Trauerbegleiter*innen und bauen Vertrauern auf. Das Kind kann alle seine Fragen zum Sterben und Tod stellen und seine unterschiedlichsten Gefühle ausdrücken. Je nach Alter und Vorliebe des Kindes kommen verschiedene kreative Methoden zur Anwendung. Wichtig ist dabei besonders, seine Ressourcen zu erkennen und zu stärken.
Wenn Kinder trauern, sind oft Kindertrauergruppen eine hilfreiche Unterstützung. In der Gemeinschaft mit gleichaltrig betroffenen Kindern fühlen sie sich verstanden. Alle ihre Gefühle haben hier einen Platz und dürfen auf ihre ganz eigene Weise zum Ausdruck gebracht werden. Geleitet werden diese Gruppen von Trauerbegleiter*innen die behutsam, die Bedürfnisse der Kinder wahrnehmen und den Austausch durch kreative Gesprächsangebote fördern.